Der japanische Handelskonzern Seven & I Holdings, Betreiber der 7-Eleven-Ladenkette, hat erstmals einen US-Amerikaner als CEO ernannt. Stephen Dacus übernimmt die Führung am 27. Mai und soll das Unternehmen neu ausrichten, um eine feindliche Übernahme durch den kanadischen Konzern Alimentation Couche-Tard (ACT) im Wert von 47 Milliarden Dollar zu verhindern.
Managementwechsel in turbulenten Zeiten
Seven & I hatte im August ein Übernahmeangebot von ACT erhalten, das später auf 47 Milliarden Dollar erhöht wurde. Um sich dagegen zu wehren, stellte sich eine Gruppe rund um die gründernahe Ito-Familie mit einem eigenen Kaufangebot entgegen – scheiterte jedoch Ende Februar, als die nötigen 58 Milliarden Dollar Finanzierung nicht gesichert werden konnten.
Nun setzt das Unternehmen auf eine radikale Umstrukturierung, um Investoren zu überzeugen, dass kein Verkauf nötig ist:
- Verkauf der Supermarktsparte an Bain Capital für 5,5 Milliarden Dollar
- Reduktion des Anteils an Seven Bank auf unter 40 %
- Rückkauf von eigenen Aktien im Wert von 13,5 Milliarden Dollar bis 2030
- Börsengang der US-7-Eleven-Sparte bis 2026
Die Aktie von Seven & I stieg nach der Ankündigung um 6,1 %, doch Experten sind skeptisch, ob diese Maßnahmen das Übernahmeangebot von ACT endgültig abwehren können.
CEO mit Insider-Wissen und Walmart-Erfahrung
Dacus kennt das Geschäft aus erster Hand: Sein Vater war 7-Eleven-Franchisenehmer, und er selbst arbeitete als Teenager im Nachtschichtbetrieb. Später hatte er leitende Positionen bei Walmart und Fast Retailing inne. Zuvor leitete er den Ausschuss, der die Übernahmeangebote bewertete.
Seine Strategie setzt auf die Stärkung des Lebensmittelangebots:
„Wenn wir die gleiche Qualität an frischen Lebensmitteln aus Japan in unsere US-Filialen bringen, wäre das ein riesiges Wachstumspotenzial.“
Damit knüpft er an die Erfolgsstrategie in Japan an, wo 7-Eleven durch frische Sandwiches, Reisbällchen und Bento-Boxen zum Marktführer wurde.
Hintergrund: Die Kritik an der bisherigen Führung
Der scheidende CEO Ryuichi Isaka war seit 2016 im Amt, doch seine Strategie geriet zunehmend in die Kritik:
- 2020 übernahm Seven & I für 21 Milliarden Dollar die Speedway-Tankstellenkette in den USA – laut Analysten ein überteuerter Deal, der das Unternehmen finanziell belastete.
- Während der Fokus auf Nordamerika lag, blieb die weniger profitable Supermarktsparte in Japan bestehen.
- Internationale Investoren, darunter ValueAct Capital, hatten bereits 2023 eine Ablösung Isakas gefordert.
Dacus soll nun das Kerngeschäft stärken, während Bain Capital die Supermarktsparte übernimmt und diese in den nächsten drei Jahren an die Börse bringen will.
ACT gibt nicht auf – Übernahme weiter möglich?
Obwohl Seven & I sich neu aufstellt, könnte ACT trotzdem versuchen, das Unternehmen zu übernehmen. Laut Analysten interessiert sich der kanadische Konzern vor allem für das 7-Eleven-Kerngeschäft, das nun durch die Restrukturierung noch attraktiver wird.
„Der geplante Börsengang in den USA gibt ACT noch Zeit, ein neues Angebot zu unterbreiten.“ – Travis Lundy, Smartkarma
Sollte es ACT gelingen, Seven & I zu übernehmen, wäre es die größte ausländische Übernahme eines japanischen Unternehmens.
Fazit: Kampf um die Zukunft von 7-Eleven
Mit der Ernennung von Dacus, massiven Aktienrückkäufen und einem Fokus auf das Convenience-Store-Geschäft versucht Seven & I, sich als eigenständiges Unternehmen zu behaupten. Doch ob die 47-Milliarden-Dollar-Offerte von ACT endgültig vom Tisch ist, bleibt abzuwarten. Die nächsten Monate könnten entscheidend für die Zukunft der weltweit größten Convenience-Store-Kette sein.
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