Startseite Allgemeines 1996 von FBI ignoriert: Epstein-Überlebende Maria Farmer sieht sich durch Freigabe ihrer Anzeige bestätigt
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1996 von FBI ignoriert: Epstein-Überlebende Maria Farmer sieht sich durch Freigabe ihrer Anzeige bestätigt

RichardBarboza (CC0), Pixabay
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Die US-Justizbehörden haben im Rahmen des Epstein Files Transparency Act neue Dokumente veröffentlicht – darunter eine FBI-Beschwerde vom 3. September 1996, in der Maria Farmer bereits damals schwere Vorwürfe gegen Jeffrey Epstein erhob. Farmer warf Epstein unter anderem sexuelle Gewalt, Bedrohung und den Besitz kinderpornografischen Materials vor. Doch fast drei Jahrzehnte lang wurde sie ignoriert.

„Ich weine aus Freude und Trauer zugleich“, sagte Farmer, heute 56 Jahre alt. „Freude für mich – aber tiefe Trauer für alle anderen Opfer, die das FBI im Stich gelassen hat.“

Die Anzeige von 1996: Kindesmissbrauch und Drohungen

In dem handschriftlich verfassten FBI-Dokument, das stark geschwärzt wurde, heißt es, Epstein habe Nackt- oder Halbnacktbilder von Farmers damals 12- und 16-jährigen Schwestern gestohlen, die sie für ein Kunstprojekt aufgenommen hatte. Epstein soll diese Bilder verkauft und die Zeugin bedroht haben:

„Wenn du mit jemandem darüber sprichst, werde ich dein Haus niederbrennen“, soll er gesagt haben.

Sexuelle Gewalt auf Epstein-Anwesen in Ohio

Farmer arbeitete 1996 als „Art Scout“ für Epstein in New York. Im Sommer desselben Jahres lud er sie in sein Anwesen in Ohio ein – angeblich für ein „Artist-in-Residence“-Programm. Laut Farmers Klage wurde sie dort von Epstein und Ghislaine Maxwell sexuell missbraucht. Danach stellte sie fest, dass ihr verschlossener Kasten mit den Bildern der Schwestern aufgebrochen war – die Fotos waren verschwunden.

Laut Klage wurden die Bilder in einem Flugzeug von Ohio nach New York transportiert, was als Bundesverbrechen gilt, da es sich um kinderpornografisches Material handelt.

Flugprotokolle und versäumte Strafverfolgung

Epsteins Flugprotokolle belegen, dass er im August und September 1996 mehrfach von Columbus, Ohio nach Teterboro, New Jersey (nahe New York) flog.

Trotz Farmers Bericht wurde Epstein nie wegen Besitzes von Kinderpornografie angeklagt, obwohl solche Vorwürfe laut Rechtsexperten einfacher zu beweisen sind als sexualisierte Gewalt:

„Man hat oft Beweise in Form von Bildern oder Videos“, erklärte Farmers Anwältin Jennifer Freeman. „Damit ist eine Anklage viel einfacher durchzusetzen.“

Justizversagen: Keine Ermittlung, keine Anklage

Farmer erstattete am 29. August 1996 Anzeige bei der New Yorker Polizei, die sie an das FBI verwies. Sie kontaktierte laut Klage mindestens zwei FBI-Büros, doch wurde bei einem der Anrufe einfach mitten im Satz aufgelegt.

Das nun veröffentlichte Dokument vom 3. September 1996 ist die einzige bekannte Bestätigung, dass ihre Beschwerde zumindest registriert wurde.

Doch es wurde nie gegen Epstein wegen dieser Vorwürfe ermittelt. Erst 2007 wurde er wegen deutlich milderer Straftaten angeklagt. Epstein erhielt einen staatlichen Deal, der ihm eine kurze Haftzeit mit täglichen Freigängen ermöglichte.

Weitere Hinweise: Kameras, Beweise, Untätigkeit

Laut einer weiteren Klägerin, Marina Lacerda, war Epsteins Haus in New York mit Überwachungskameras ausgestattet, angeblich auch mit einem eigenen Technikraum zur Videoüberwachung. Freeman betont, Farmer habe dem FBI bereits 1996 Hinweise auf Videoaufnahmen, Safes mit Bildmaterial und einen systematischen Missbrauch geliefert – doch ohne Konsequenz.

Freigabe weiterer Dokumente gefordert

Freeman fordert nun die Offenlegung aller FBI-Dokumente und eine offizielle Untersuchung, ähnlich der, die nach dem Larry-Nassar-Skandal (USA Gymnastics) durchgeführt wurde.

„Die Regierung hat versagt“, so Freeman. „Und das hat tausenden Mädchen Jahrzehnte voller Trauma eingebracht.“

Trotz der Veröffentlichung des einen Dokuments wartet Farmer weiterhin auf viele weitere Belege – ein Antrag nach dem Freedom of Information Act ist erst für 2027 zur Bearbeitung vorgesehen.

Fazit

Die Veröffentlichung von Maria Farmers FBI-Beschwerde aus dem Jahr 1996 bestätigt, was sie seit Jahrzehnten sagt: Dass sie frühzeitig vor Epstein warnte – und niemand hinhörte. Für sie ist die Dokumentenfreigabe ein Meilenstein, aber auch ein schmerzhafter Beleg für das jahrzehntelange Versagen von FBI und Justiz.

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