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Zwischen Glamour und Knochenarbeit: Die Wahrheit über Chalet-Mitarbeiter in den Alpen

AlainAudet (CC0), Pixabay
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Wer in Europas luxuriösen Skigebieten Urlaub macht, begegnet ihnen fast automatisch: den sogenannten „Chalet Girls“ – jungen Menschen, die sich um das Wohl der wohlhabenden Gäste kümmern. Doch hinter dem Image von Party und Pistenspaß steckt oft ein harter Job mit langen Arbeitszeiten, wenig Schlaf und anspruchsvollen Gästen.

Sophie Crowther, eine ehemalige Chalet-Köchin, erinnert sich an ihren chaotischen ersten Tag im französischen Les Gets: Nach einer langen Partynacht rannte sie verkatert bei Schnee und Eis zum Frühstücksdienst für 25 Gäste. „Ich musste mich übergeben, während ich Eier und Speck gemacht habe“, sagt sie. „Nicht ideal.“

Ursprünglich galt die Rolle der „Chalet Girls“ als Privileg junger britischer Frauen aus gutem Haus, die in den 60er- und 70er-Jahren nach dem Internat eine Auszeit nahmen. Doch das hat sich gewandelt: Heute ist der Job geschlechtergemischt und hochkompetitiv. Firmen wie „Consensio Chalets“ bekommen bis zu 15 Bewerbungen pro Stelle, wie Geschäftsführerin Ceri Tinley berichtet. Die Anforderungen sind gestiegen: Gastgeber sollen nicht nur kochen und putzen, sondern auch charmant und souverän ein Abendessen leiten können – quasi als „Dinnerparty-Profi“.

Die Arbeitsbedingungen sind oft alles andere als glamourös. Die Tage beginnen meist vor 7 Uhr morgens und enden nach Mitternacht. Gekocht, geputzt, serviert und organisiert wird ohne Pause. Die Bezahlung liegt oft nur bei rund 1.000 Pfund (etwa 1.325 US-Dollar) im Monat, wird aber durch Trinkgelder und freie Unterkunft ergänzt.

Trotz aller Strapazen sind viele Mitarbeiter*innen begeistert – nicht zuletzt wegen des Zugangs zu den besten Pisten der Welt. „Man muss einfach auch mal Dampf ablassen“, sagt Crowther. Andere betonen, dass Party und Alkohol längst nicht mehr so präsent seien wie früher – die Branche ist professioneller geworden.

Doch der Wandel hat auch mit der Politik zu tun: Seit dem Brexit ist es für Briten deutlich schwieriger, Saisonjobs in der EU zu bekommen. Viele Unternehmen suchen nun gezielt Personal mit EU-Pässen. Die britische Präsenz unter den Chalet-Mitarbeitern nimmt ab.

Und auch wenn viele Chalet-Bewohner heute aus verschiedenen Schichten stammen, bleibt Skifahren eine teure Leidenschaft – entsprechend ist ein gewisser sozialer Hintergrund nach wie vor häufig. „Skiurlaub ist einfach extrem teuer geworden“, sagt ein Mitarbeiter.

Fazit: Der Job in einem Luxus-Chalet ist mehr als nur ein „Gap Year“ mit Pistenspaß. Es ist harte Arbeit mit einem Hauch von Luxus – aber nur für die Gäste.

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