Stand: 01.04.2015 22:00 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.

Finanznachrichtendienst GoMoPa: Neue Vorwürfe

Einige mutige Journalisten von der "ZEIT", der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ), auch von NDR Info oder ZAPP haben es versucht: Sie haben in der Vergangenheit kritisch über den Finanznachrichtendienst GoMoPa berichtet und /oder über Geschäftspartner der Firma, denen GoMoPa offenbar gegen Geld eine Art Öffentlichkeitsarbeit abgenommen hat.

Finanznachrichtendienst GoMoPa: Neue Vorwürfe
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Finanznachrichtendienst GoMoPa: Neue Vorwürfe

ZAPP - 01.04.2015 23:20 Uhr Autor/in: Steffen Eßbach und Daniel Schmidthäusler

Journalisten, die kritisch über das Portal GoMoPa berichteten, wurden oft diskreditiert. Jetzt liegen ZAPP neue Unterlagen zum dubiosen Geschäftsgebaren der Firma vor.

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Gut bekommen ist es den Rechercheuren meistens nicht: So wurde z.B. ein Telefonat zwischen GoMoPa und einem NDR-Journalisten hinterher ungefragt als Interview ausgeschlachtet, einige Journalistinnen und Journalisten wurden sogar im Internet mit einer perfiden Diskreditierungs-Kampagne überzogen, die ihre berufliche Reputation und Glaubwürdigkeit in Frage stellen sollte. Letzteres betrieben von einem ganzen Netzwerk von Internetplattformen, die sich im Internet gern in ihren scheinbar objektiven Beiträgen aufeinander bezogen.

Organisierte Internet-Kampagnen?

Der Chefredakteur der HAZ, Hendrik Brandt, deren Redakteur Jens Heitmann selbst betroffen ist, sagte dazu gegenüber ZAPP: "Der Kern der ganzen Veranstaltung ist nicht, sachlich zu informieren, sondern harte, gerne möglicherweise auch schmerzhafte, für die einzelnen Unternehmen schmerzhafte journalistische Recherche zu diskreditieren und schlichtweg mit Dreck zu beschmeißen."

Nun tauchen neue Dokumente auf, die belegen, was für Summen für eine solche Internet-Kampagne geflossen sein könnten: Die Verbindung von einem Wirtschaftsberatungsportal des sogenannten "Grauen Kapital-Marktes" mit einem Finanznachrichtendienst, wie bei GoMoPa, wird von Wirtschaftsjournalisten schon länger kritisch in Frage gestellt. Die Vorwürfe gehen dahin, dass einem Unternehmen, das aufstrebende Firmen berät und ihre Produkte bewertet, und das gleichzeitig viele neue relevante Informationen über dieses Unternehmen sammelt und im Internet verbreitet, damit auch eine große Meinungsmacht zufließt.

"Informationsbeschaffung im Wettbewerbsumfeld"

Die Frage, die sich seit langem die Journalisten stellen: Hat GoMoPa diese Meinungsmacht missbraucht, Veröffentlichungen für oder gegen einzelne Firmen gegen Geld gesteuert und verändert , um so auch die Firmen unter erheblichen Druck zu setzen und am Ende zur Kasse zu bitten? Die zahlreichen Rechercheergebnisse der Journalisten und die neuen Unterlagen sprechen dafür.

Als Online-Medium unterliegen GoMoPa und die anderen beteiligten Plattformen nicht automatisch dem Presserecht. GoMoPa-Chef Klaus Maurischat schreibt dazu auf Anfrage: "GoMoPa.net versteht sich nicht als publizistisches Organ, sondern als Unternehmensberatung, speziell für den Grau- und Finanzmarkt." Man wolle "strategische Beratung für öffentlichkeitsrelevante Fragen und Aufgabenstellungen" und "Informationsbeschaffung im Wettbewerbsumfeld" leisten.

Gleichwohl ist man sich bei GoMoPa der publizistischen Tätigkeit und Macht sehr wohl bewusst, spricht von "Artikeln", die man im Angebot habe und von "Tatsachen", die man "publiziert" habe. Auch Geschäftspartner von GoMoPa sehen deren Mitarbeiter ganz klar als "Journalisten ..., die bereit waren, alle Sachverhalte zu würdigen". Presse-ethisch fragwürdig wäre die bewusste Manipulation der Berichterstattung über einzelne Firmen gegen Geld und vor allem über die kritischen Journalisten auf jeden Fall.

Keine deutsche Firma mehr?

Doch es gibt bei der GoMoPa offenbar Bestrebungen, die Verantwortlichkeit für ihr Tun in Zukunft zu erschweren. Die deutsche GoMoPa-Tochter "GoMoPa GmbH" befindet sich in Liquidation, offenbar, um keine zustellungsfähige Adresse mehr für die "GoMoPa LLC" in Deutschland aufrecht zu erhalten, die ihren Sitz in den USA hat. Einstweilige Verfügungen z.B. wären so nicht mehr ganz einfach und vor allem nicht mehr schnell zuzustellen.

GoMoPa-Chef Maurischat erläutert dazu auf Anfrage: "Aufgrund einer Gesetzeslage, die unsere Unabhängigkeit jedenfalls teilweise einschränkt, bevorzugen wir es mit einer ausländischen Unternehmung zu agieren." Die Frage bleibt, wie lange GoMoPa in Deutschland noch mit ihren dubiosen Geschäftspraktiken weitermachen kann. Ohne zäh weiterrecherchierende Journalisten - sicher noch lange.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 01.04.2015 | 23:20 Uhr

Eintrag 1 bis 5 von 11

Heinz Gerlach schrieb am 02.04.2015 15:14 Uhr:

"Presse-ethisch fragwürdig wäre die bewusste Manipulation der Berichterstattung über einzelne Firmen gegen Geld"

Und genau das - macht Gomopa eben nicht, eine bewusste Manipulation in der Berichterstattung. Ich finde im Archiv Gomopa Meldungenhttp://www.gomopa.net/Pressemitteilungen.html fast keinen Artikel, dessen Inhalt positiv dem Unternehmen / der Person gegenüber ist. Gefälligkeitsjournalismus scheint damit also auszufallen.

"GoMoPa.net versteht sich nicht als publizistisches Organ, sondern als Unternehmensberatung, speziell für den Grau- und Finanzmarkt."

Das ist doch clever, oder meinen Sie nicht. Für mich geniales Marketing.

Inge Etwer schrieb am 02.04.2015 18:30 Uhr:

Wenn derartigen Geschäftspraktiken mit "genialem Marketing" bewertet werden, dann hat dies mit Unternehmensberatung nichts mehr zu tun.

Und mit ein wenig Recherche ist das im Artikel genannte Netzwerk von Internetplattformen (die sich gegenseitig beweihräuchern) sehr einfach zu erkennen. Es sind mehr als 1.000 Internetseiten, die von einer handvoll Menschen betrieben werden. Alle mit mehr oder weniger den gleichen (negativen) Inhalten zu Unternehmen und handelnden Personen.

Wie Herr Gerlach feststellt, gibt es fast keine Artikel deren Inhalte positiv sind. Aber genau darum geht es diesem Netzwerk. Warum sollten sich die handelnden Personen die Mühe machen, Akquise für positive Artikel zu machen.
Es ist doch viel einfacher, über jeden negativ zu berichten und es dann wieder zu löschen.

Genau darin besteht doch das perfide (und nicht geniale) Geschäftsmodell dieser Portalbetreiber.


Peter Knappertsbusch schrieb am 03.04.2015 01:20 Uhr:

Vielen Dank für den guten Beitrag. Maurischat treibt mit seinen Firmen GoMoPa und Scoredex Anlegergelder und Schutzgelder ein. Unter :https://stpublius.wordpress.com/scoredex-betrug/ wird umfangreich auf den Sachverhalt des Anlegebetruges eingegangen. Webseiten die Maurischat oder GoMoPa kritisieren werden mit DDOS Attacken und Drohemails belästigt sowie auf künstlich aufgesetzten Webseiten wie Schmierlappen.org etc. unter Druck gesetzt.

Professionelle journalistische Recherchearbeit wie u.a. vom NDR zeigt das GoMoPa nicht unbemerkt immer weiter seine Machenschaften durchführen kann und sich zumindest aus dem deutschen Markt zurückziehen muss. Die GoMoPa GmbH Liquidation in Deutschland sollte Personen die sich mit Herrn Maurischat und seinen Scheinfirmen beschäftigen ein deutliches Warnsignal sein. In Bezug auf den Anlagebetrug in Verbindung mit Scoredex GmbH ermittelt bereits die Staatsanwaltschaft München.

Uwepolemus schrieb am 03.04.2015 16:58 Uhr:

Erstaunlich, das immer nur die öffentlich rechtlichen Medien die Wahrheit sagen. warum sollte das so sein? Beim NDR, WDR, MDR, SFB, SWF, SR,BR arbeiten Menschen die auch nur ein Querschnitt unserer Gesellschaft sind. Dort gibt es auch seriöse und unseriöse Mitarbeiter. Gleiches gilt für die großen Pressemedien. Alle haben doch nur ein Interesse, möglichst eine dramaturgisch bombige Story zu haben. Da bleibt die Wahrheit genauso oft auf der Strecke wie bei anderen neuen Medien im Internet. Interessant an dem Beitrag ist die Blamage des Herrn Brandt von der HAZ, denn er sagt mit keinem Satz das die Berichterstattung falsch bzw. unkorrekt ist. Das alleine wirft doch ein bedeutsames Zeichen auf den angegriffenen Journalisten. Verlage wie der von der HAZ haben mit anderen Meinungsmachern zu kämpfen, denn mit Meinung machen haben diese Damen und Herren über Generationen Geld verdient. Für mich klingt das alles nach Futterneid, mehr nicht. Hat der MDR nachweisbare harte Fakten über Erpressungen, dann bitte der Staatsanwaltschaften übergeben. Deutsche Staatsanwaltschaften sind gut. Ich selber wundere mich nicht darüber das sicher Verlage und öffentlich rechtliche Sender auf diese Art wehren. Auch deren Reputation wird immer öfter im Internet angegriffen. Ob berechtigt weiß man niemals so richtig.

Sören Wegner schrieb am 03.04.2015 18:51 Uhr:

Endlich trauen sich Journalisten über diese Form der organisierten Kriminalität zu schreiben. Portale wie Gomopa und diebewertung terrorisieren seit vielen Jahren die Finanzbranche, aber niemand traute sich gegen die "Anlegerschützer" vorzugehen, weil man negative Presse fürchten musste. Die meisten zahlten für die Dienstleistungen dieser Herren stillschweigend.

Auffällig ist das dieses Netzwerk auch - wie im Fall der inzwischen von der Finanzaufsicht geschlossenen BWF-Stiftung - mit dubiosen "Anlegeranwälten" bestimmte Firmen hochjubelt, die sich später als reine Luftnummern erweisen.

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