Die Vision des charismatischen Gründers der wee-Gruppe, gepaart mit einem innovativen elektronischen Bezahlsystem und Cashback-Angeboten, überzeugte einige, während andere schon früh skeptisch waren. Zwischen Dezember 2020 und dem Frühjahr 2022 erlebte die Wee-Gruppe, mit ihren zahlreichen Unternehmen in Deutschland und der Schweiz, eine Phase des Aufstiegs und des Niedergangs. Die Frage nach den Ursachen dieser Entwicklung wirft einen Schatten auf das Unternehmen. Inmitten dieser turbulenten Zeiten führte der langjährige Schweizer Verwaltungsratspräsident die Coronakrise als Hauptgrund für die Pleite an. Doch der Gründer gibt an, dass Missmanagement und möglicherweise sogar eine Intrige im Spiel waren, bei der sich Manager bereichert haben könnten.

Für Investoren, die beträchtliche Summen verloren haben, sind die Gründe für den Totalverlust zweitrangig. Vielmehr drängen sich Fragen auf: Ist es möglich, über 140 Millionen Euro an Investorengeldern „zu zerschreddern“? Kann eine Unternehmensgruppe über mehrere Jahre hinweg so viel Pech haben wie die wee-Gruppe? Gab es bei den Hauptverantwortlichen von Wee sowie den externen Vertrieben überhaupt den Wunsch, das Projekt im Sinne der Anleger zum Erfolg zu führen, oder war von Anfang an eigennütziges Bereichern auf Kosten der Investoren möglicherweise das Ziel?

Die Vorteile für den WEE Gründer sind ebenfalls thematisiert. Seine Firma CSC Business GmbH, bei der seine Lebenspartnerin Geschäftsführerin ist, sicherte sich von der weeNexx AG, eine Provision von 300.000 Euro für den realistischen Umsatz aus Tokenverkäufen. Die Schweizer CSC Switzerland AG erhielt ebenfalls monatliche Beratungshonorare in Höhe von 50.000 Euro aus dem Verkauf von Tokens durch MPM. Eine Summe von über einer Million Euro von weeNexx AG an CSC Switzerland AG beim Krypto-Börsengang soll belegt sein.Aus den ursprünglich erhofften 100 Millionen Euro Umsatz beim Krypto-Listing wurden allerdings lediglich 45 Millionen Euro.

Zusammengenommen ergeben sich aus den vertraglich zugesicherten Provisionen Provisionssätze von über 70%. Unabhängig davon, ob alle Verträge erfüllt wurden oder nicht, hätte das Management der Wee-Gruppe gemäß den Berechnungen von Adam Riese erkennen müssen, dass die eingesammelten Investorengelder nach Abzug der Provisionen nicht ausreichen würden, um die ehrgeizigen Ziele für den Marktplatzaufbau zu erreichen.

Im Whitepaper der weeNexx AG zum Krypto-Listing wurden Vertriebsprovisionen nicht erwähnt, obwohl in Deutschland Finanzprodukte mit über 15% nicht substanzbildenden Weichkosten als wirtschaftlich nicht tragfähig gelten. Eine auf Anlegerschutz spezialisierte Kanzlei hat bereits eine große Anzahl von Mandaten übernommen und plant eine koordinierte Vorgehensweise für betroffene Investoren. Die Frage nach dem Verbleib von Millionen Euro und den Vorwürfen von einem möglichen gewerblichem Betrug, Untreue und Konkursverschleppung bleibt weiterhin im Raum.

Die kommenden Entwicklungen und mögliche rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen der wee-Gruppe sind ungewiss und könnten sowohl für die Geschädigten als auch für das Unternehmen einschneidende Konsequenzen haben.