Rocket Mortgage, Amerikas größter Hypothekengeber, hat im März die Übernahme von Redfin bekannt gegeben, einem nationalen Immobilienmaklerunternehmen, das seit 20 Jahren versucht, den US-amerikanischen Wohnimmobilienmarkt neu zu gestalten. Dieser Deal im Wert von rund 1,75 Milliarden US-Dollar soll laut den CEOs Varun Krishna (Rocket Companies) und Glenn Kelman (Redfin) vor allem dem Verbraucher zugutekommen.
Die Fusion erfolgt zu einer entscheidenden Zeit. Der US-Immobilienmarkt ist von intensiven Debatten geprägt, insbesondere hinsichtlich der Kontrolle über Immobilieninserate und der Vertretung von Käufern und Verkäufern. Gleichzeitig belasten steigende Hypothekenzinsen und hohe Immobilienpreise den „American Dream“ vom Eigenheim, was Profitmargen zu einer Herausforderung macht.
In einem gemeinsamen Interview erläuterten Krishna und Kelman ihre Vision. „Der Eigenheimerwerb ist grundsätzlich ein menschliches Geschäft“, so Krishna. Das Ziel sei es, den gesamten Prozess – von der Immobiliensuche über die Finanzierung bis hin zu Notar, Versicherungen und der langfristigen Betreuung – zu vereinfachen und Kosten zu senken. Derzeit sei der Prozess kompliziert, zeitaufwändig und teuer. Kelman ergänzte, dass viele Menschen unter 40 den Glauben an den „American Dream“ verlören, da sie sich kein Haus leisten könnten und von Gebühren und Prozessen überfordert seien.
Auf die Frage nach der Kritik an der zunehmenden Kontrolle einzelner Unternehmen im Immobilienmarkt betonten beide CEOs die Notwendigkeit von Transparenz. „Es gibt eine Illusion von Kontrolle, dass es überhaupt eine Wahl gibt“, sagte Krishna. Ihre Philosophie sei es, Verbrauchern ein besseres System zu bieten – transparenter, mit besseren Zinsen und niedrigeren Gebühren, um schneller zum Eigenheim zu gelangen. Kelman fügte hinzu, dass die fragmentierte Branche ineffizient sei, da zu viele Akteure um dieselben Kunden kämpften. Die Zusammenarbeit von Rocket und Redfin solle dem Kunden eine Wahl bieten, aber durch eine nahtlose, kostengünstigere Erfahrung dazu motivieren, alle Dienstleistungen aus einer Hand zu beziehen.
Angesprochen auf die Schwierigkeiten, ein funktionierendes Modell im Immobiliensektor zu etablieren, verwiesen beide auf die traditionelle Natur der Verbraucher und die kooperative Struktur der Branche. Kelman betonte, dass der Kauf eines Hauses ein seltener Kauf sei und Kunden oft Bekannte oder Verwandte um Hilfe bäten. Außerdem sorge jede „Disruption“ für Unsicherheit und Widerstand in der Branche. Krishna hob die Herausforderungen der lokalen Fragmentierung und der unterschiedlichen Arbeitsweisen im Maklergeschäft hervor.
Beide CEOs betonten, dass ihr Fokus darauf liege, dem Kunden direkt zu dienen und in ihre Mitarbeiter zu investieren, anstatt Leads an traditionelle Makler weiterzuverkaufen. Angesichts der aktuellen hohen Zinsen und Immobilienpreise zeigten sich die CEOs hinsichtlich der Belastbarkeit der Kreditnehmer optimistisch, da die Hypothek typischerweise die letzte Ausgabe sei, auf die Verbraucher verzichten würden. Sie sehen die Zukunft des Eigenheimerwerbs als ein Kontinuum, bei dem Rocket und Redfin den gesamten Lebenszyklus des Kunden begleiten können, um Kosten aus dem System zu nehmen und den Prozess nachhaltiger zu gestalten.
Kommentar hinterlassen