Sollten die laufenden Handelsgespräche zwischen den USA und China scheitern, drohen weitreichende Produktionsausfälle in der amerikanischen Industrie. Im Zentrum des Konflikts stehen sogenannte Seltene Erden – eine Gruppe von 17 Metallen, die essenziell für Hightech-Produkte wie Smartphones, Elektroautos, Windräder, Flugzeugturbinen und sogar medizinische Geräte wie MRTs und bestimmte Krebsmedikamente sind.
China kontrolliert nahezu den gesamten globalen Markt für diese Elemente, insbesondere in der Verarbeitungsphase. Seit April gelten neue Exportauflagen, die Lieferungen ins Ausland erheblich verlangsamen. Besonders betroffen: die USA.
„Das wäre wie die Chipkrise – nur schlimmer“, sagte ein Branchenkenner gegenüber CNN. Bereits jetzt hätten US-Unternehmen laut Expertin Gracelin Baskaran vom Center for Strategic and International Studies nur noch Vorräte für zwei bis drei Monate. Ohne eine Einigung drohten massive Engpässe: „Dann kann die Industrie schlicht nicht mehr produzieren“, warnte sie.
Die zweite Verhandlungsrunde zwischen den USA und China findet derzeit in London statt. Im Fokus stehen auch die Exportbeschränkungen für Seltene Erden. Zwar hatte Chinas Präsident Xi Jinping in einem Telefonat mit Ex-Präsident Donald Trump zugesichert, Exporte wieder zuzulassen – doch die Umsetzung ist schleppend, und Branchenvertreter bezweifeln, dass ein möglicher Kompromiss nachhaltig wäre.
Erste Auswirkungen zeigen sich bereits: Ford musste Berichten zufolge die Produktion im Werk in Chicago für eine Woche stoppen – wegen fehlender Seltenerdmagnete, die unter anderem in Elektromotoren und Sicherheitssystemen wie Gurtstraffern verbaut sind. Andere große Autobauer wie GM und Stellantis sollen temporäre Ausnahmegenehmigungen für den Import erhalten haben – jedoch nur für wenige Monate.
Zwar arbeiten Forscher weltweit an Alternativen zu Seltenen Erden, etwa an magnetfreien Motoren oder Ersatzstoffen. Doch laut Roderick Eggert, Professor an der Colorado School of Mines, gehen solche Lösungen bislang mit Leistungseinbußen einher. „Ohne Einigung wird es definitiv zu Störungen kommen“, so Eggert.
Ein grundlegendes Problem bleibt: Während die Elemente weltweit vorkommen, ist deren Förderung und Verarbeitung teuer und technologisch anspruchsvoll. Aktuell hat nur China die nötigen Kapazitäten – und verarbeitet rund 92 Prozent des weltweiten Outputs.
Die USA versuchen nun, eigene Produktionsketten aufzubauen, doch das dauert. Experten sind sich einig: Man hätte früher auf diese Situation reagieren müssen.
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