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Interview mit Rechtsanwalt Michael Iwanow: Was betroffene Anleger jetzt tun können

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay
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Rechtsanwalt Michael Iwanow, Experte für Finanzrecht, erläutert im Gespräch, was Anleger tun können, wenn sie von den betrügerischen Praktiken rund um die Websites von „Interactive Assets“ betroffen sind.

Frage: Herr Iwanow, die BaFin warnt vor den Websites interactiveassets.site und interactiveassets.top. Was genau steckt hinter dieser Warnung?

Michael Iwanow: Die BaFin warnt seit Januar 2025 vor den Websites, die unter dem Namen „Interactive Assets“ auftreten und offenbar ohne die erforderliche Erlaubnis Finanzdienstleistungen sowie den Handel mit Kryptowerten anbieten. Diese Betrüger operieren unter verschiedenen Domains und nutzen gefälschte Angaben, um das Vertrauen der Anleger zu gewinnen. Sie behaupten, ihr Angebot stamme von bekannten Institutionen wie der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse oder der Börse Stuttgart und werben mit einer angeblichen Beaufsichtigung durch die BaFin – was jedoch alles nicht zutrifft.

Frage: Das klingt nach einem klassischen Fall von Identitätsmissbrauch und Finanzbetrug. Wie können sich Verbraucher vor solchen Betrügern schützen?

Michael Iwanow: Zunächst einmal ist es entscheidend, bei Geldanlagen im Internet grundsätzlich äußerst vorsichtig zu sein. Wenn jemand im Internet Finanzprodukte oder Dienstleistungen anbietet, die zu gut klingen, um wahr zu sein, sollte man sofort misstrauisch werden. Eine erste Maßnahme ist, zu überprüfen, ob das Unternehmen oder die Website von den zuständigen Aufsichtsbehörden wie der BaFin lizenziert ist. Es gibt eine öffentliche Liste, in der alle regulierten Anbieter eingetragen sind. Fehlt eine solche Lizenz oder wird diese gar nicht richtig dargestellt, handelt es sich oft um eine unseriöse Seite. Außerdem sollten Anleger niemals auf unaufgeforderte Angebote reagieren und immer gründlich recherchieren, bevor sie Geld investieren.

Frage: Was sollen Anleger tun, die bereits Geld an diese Websites überwiesen haben?

Michael Iwanow: Wer bereits Geld auf den betrügerischen Plattformen investiert hat, sollte sofort handeln. Zunächst ist es wichtig, den Kontakt zur Bank aufzunehmen und zu prüfen, ob die Überweisung rückgängig gemacht werden kann, etwa durch eine Rückbuchung. Sollte es sich um Zahlungen an Dritte oder über Kryptowährungen handeln, wird es schwieriger, das Geld zurückzubekommen, da diese Transaktionen meist nicht rückgängig gemacht werden können.

Ich empfehle, den Vorfall umgehend der BaFin zu melden. Die BaFin verfolgt solche Fälle und kann helfen, potenzielle Schäden zu minimieren. Zudem sollte man sich an die Polizei wenden, um den Betrug anzuzeigen. Hierzu können auch die Landeskriminalämter sowie das Bundeskriminalamt (BKA) eingeschaltet werden, die ebenfalls in solche Betrugsfälle involviert sind.

Frage: Was raten Sie denjenigen, die noch nicht investiert haben, aber mit diesen Seiten in Kontakt gekommen sind?

Michael Iwanow: Wenn jemand in Kontakt mit solchen Anbietern steht, sollte er die Website und alle weiteren Kommunikation sofort ignorieren. Man sollte niemals persönliche Daten oder Geld an unbekannte, nicht regulierte Anbieter weitergeben. Besonders bei Angeboten, die über E-Mails, Anrufe oder unaufgeforderte Nachrichten verbreitet werden, ist höchste Vorsicht geboten. Es ist ratsam, sofort eine gründliche Überprüfung der Website vorzunehmen, um zu sehen, ob sie bei der BaFin registriert ist oder in Verbindung mit bekannten Finanzinstitutionen steht.

Ich empfehle, sich zusätzlich auf vertrauenswürdigen Informationsplattformen wie der BaFin-Website oder einschlägigen Foren über solche Anbieter zu informieren. Wer unsicher ist, kann sich an einen Anwalt für Finanzrecht wenden, um zu klären, ob die Angebote rechtlich unbedenklich sind oder ob es sich um einen möglichen Betrugsversuch handelt.

Frage: Gibt es noch andere Hinweise, wie sich Verbraucher besser vor solchen Betrügereien schützen können?

Michael Iwanow: Ja, auf jeden Fall. Ein entscheidender Punkt ist die genaue Prüfung des Angebots. Wenn auf einer Seite versprochen wird, schnell und ohne Risiko hohe Gewinne zu erzielen, handelt es sich fast immer um einen Betrugsversuch. Seriöse Finanzprodukte und -dienstleistungen können immer ein gewisses Risiko beinhalten – wenn also jemand risikolose Gewinne verspricht, sollte sofort Alarmglocken schrillen.

Zudem sollten Anleger immer nach der Lizenz des Anbieters fragen und sicherstellen, dass sie auf vertrauenswürdigen und lizenzierten Plattformen handeln. Wenn ein Anbieter keine Informationen zu seinen regulatorischen Aufsichtsbehörden bereitstellt oder diese in Frage stellt, ist das ein weiteres Warnsignal. Eine gute Möglichkeit, mehr über Betrugsmaschen zu erfahren und wie man sich davor schützt, ist auch die BaFin-Verbraucherschutz-Podcast-Serie „Vorsicht, Betrug“, in der solche Themen regelmäßig besprochen werden.

Frage: Vielen Dank für Ihre wertvollen Ratschläge, Herr Iwanow. Gibt es abschließend noch etwas, das Sie den betroffenen Anlegern mit auf den Weg geben möchten?

Michael Iwanow: Ich möchte den betroffenen Anlegern dringend raten, schnell zu handeln, sich rechtzeitig rechtlichen Rat zu holen und den Vorfall bei den zuständigen Behörden zu melden. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch nicht wahr. In solchen Fällen hilft nur eines: Umfassende Recherche, Wachsamkeit und der Austausch mit Experten. Ich hoffe, dass diese Fälle durch mehr Aufklärung und eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte in Zukunft weniger werden.

 

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