Inmitten eines sich zuspitzenden Machtkampfes zwischen der Trump-Regierung und der Harvard University meldet sich nun auch die Anti-Defamation League (ADL) zu Wort – und zeigt sich nicht begeistert.
ADL-Präsident Jonathan Greenblatt schrieb in einem offenen Brief, dass Antisemitismus an Hochschulen zweifellos ein ernstes Problem sei, aber die Art und Weise, wie die Trump-Regierung Harvard angeht, sei „über das Ziel hinausgeschossen“. Fördermittel in Milliardenhöhe zu entziehen sei ein „extrem ernster und seltener Schritt“, der nur in äußersten Fällen gerechtfertigt sei – und das sei hier schlicht nicht gegeben.
Was war passiert?
Die Trump-Regierung warf Harvard vor, bei Pro-Palästina-Protesten Antisemitismus nicht ausreichend bekämpft zu haben. Ihre Antwort: 2,2 Milliarden Dollar an Fördergeldern einfrieren, Steuerprivilegien aberkennen und internationale Studenten potenziell ausschließen.
Harvard wehrte sich prompt – und klagte. Universitätspräsident Alan Garber warf der Regierung vor, die Grenzen ihrer Macht zu überschreiten und die verfassungsmäßige Freiheit der Institution zu untergraben: „Die Universität wird ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben.“
Unter anderem forderte die Regierung, Harvard solle:
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sämtliche Diversity-, Equity- und Inclusion-Programme streichen
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eine externe Prüfung ihrer akademischen Einrichtungen durchführen lassen
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Professoren sanktionieren, die sich regierungskritisch geäußert haben
Garber nannte diese Anforderungen „drakonisch“ und „verfassungswidrig“.
ADL: Es geht um Antisemitismus – nicht um politischen Druck
Die ADL bekräftigt, dass Harvard Fortschritte im Kampf gegen Antisemitismus gemacht habe – von einer „F“-Bewertung im Jahr 2024 zu einem immerhin „C“ im Jahr 2025. Das sei zwar „noch lange nicht zufriedenstellend“, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Greenblatt betont: „Die Bekämpfung von Antisemitismus muss sich auch wirklich um Antisemitismus drehen – und um nichts anderes.“ Politische Übergriffigkeit sei der falsche Weg.
Fazit: Harvard als Symbol des Widerstands
Harvard ist bisher die erste Universität, die sich offen weigert, den Forderungen der Trump-Regierung nachzugeben. Andere, wie Columbia, haben bereits eingelenkt – unter dem Druck gekürzter Mittel.
Was bleibt, ist ein Fall, der wohl noch Jahre die Gerichte beschäftigen und den Ton in der amerikanischen Hochschulpolitik massiv beeinflussen wird. Zwischen Meinungsfreiheit, Regierungsmacht und echtem Engagement gegen Diskriminierung bewegt sich Harvard nun auf einem juristischen Drahtseil.
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